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Die heimliche Lust

Der Mythos von der weiblichen Treue

Buch von Dalma Heyn (erschienen 1993)

 

Prolog:

Dieses Buch war für mich unheimlich wichtig. Ich brauchte es für meine Bestätigung, eben doch nichts Falsches getan zu haben. Ich brauchte die Gewissheit, dass es auch anderen Frauen so ergangen ist.

Noch immer warte ich tief in mir drin auf mein schlechtes Gewissen, und es meldet sich nicht.

Nach wie vor gehe ich mit Dalma Heyn konform, denn ich habe den Eindruck, dass wir immer noch von dem Glauben durchdrungen sind, eine gute Ehe sei automatisch monogam und außerehelicher Sex müsse deshalb bedeuten, dass an der Ehe irgend etwas faul ist. Nein, dem ist nicht so. Wie kann ein einzelner Mensch alle Bedürfnisse, Wünsche, Sehnsüchte eines anderen (geliebten) Menschen erfüllen ? Kann er nicht. Kann niemand. Was bürden wir dem Partner da auf ? Klar kommen jetzt die Moralapostel die sagen, dann verzichte doch auf deine Bedürfnisse, deine Wünsche, deine Sehnsüchte. Warum ? Warum sollte ich das tun ? Ich verzichte doch auch nicht darauf zu essen und zu trinken, zu ruhen und zu tun. Warum sind meine Bedürfnisse weniger Wert als die meines Partners ? Warum ist nach vielem Reden und Diskutieren nicht genug geredet und diskutiert worden, wenn daraus doch keine Änderungen folgten ? Worauf soll ich warten ?

 

Liebe Frau, liebe Freundin, die Du auf dieser Seite gelandet bist, fäll´ kein Urteil, brech´ keine Lanze.

Lieber Mann, lieber Freund, so kann es sein, so muss es nicht sein.

 

Dieser folgende Text wurde von mir vor mehr als 20 Jahren, 1998, zusammen getragen. Meine jetzige Lebenssituation (2021) ist ähnlich, aber anders.

Auszüge aus dem Buch von Dalma Heyn:

 

In Wirklichkeit kenne ich meine Wut auf ... ( den Ehemann ). Ich wünsche mir, daß er gefühlvoller, humorvoller, zugänglicher wäre. <> Ich wünsche mir, daß unser Sexualleben fabelhaft wäre und daß wir miteinander spielten. <> Ich wünsche mir, unsere Ehe wäre nicht so ... fad. Und darum stimmt es wahrscheinlich, daß ich wütend bin, weil ich mit jemand verheiratet bin, der nicht alle meine Bedürfnisse abdeckt, was natürlich, wie wir alle wissen, ohnehin niemand kann. Ich bin nicht so wütend, daß ich weg möchte. <> Ich habe nicht viel Hoffnung, die Dynamik unserer Beziehung zu verändern - und liebe ihn im Grunde kaum weniger als früher.  

 

Vielmehr stelle ich mir vor, daß sie auch weiterhin ein sehr erfülltes Leben führen wird, immens bereichert durch ihre Liebesgeschichte.

Ehebrechende Frauen werden bestraft, treulose Ehemänner im allgemeinen nicht. Und im Innersten sind wir überzeugt, daß fremdgehende Männer nichts Tadelnswertes tun - auf jeden Fall nichts, was aus ihrer Art schlüge.

Eifersüchtige Ehemänner, die ihre Frauen töten, füllen die Seiten der Literatur wie die der Zeitungen :

Mord ist zwar ein dramatischer Bruch des Ehegelübdes, aber schon der Verdacht, daß eine Frau außerehelichen Sex hatte, genügt in den Augen vieler zu dessen Rechtfertigung.

Mir wurde klar, daß Untreue in vielen Fällen deshalb nicht vor Gericht kommt, weil die Ehefrau getötet wurde.

„Erfolgreicher“ Ehebruch, und damit meine ich eine Liebesbeziehung, die ungeachtet ihres Ausgangs das Leben einer Frau bereichert, ist ein Oxymoron* die zwei Worte sind so antithetisch**, die Idee ist so ketzerisch, daß sie unvorstellbar klingt.

* rhetorische Figur, bei der sich zwei widersprechende Begriffe verbinden z.B. beredtes Schweigen, alter Knabe oder bittersüß

** gegensätzlich

Wenn schon Sex als solcher Frauen zum Schweigen bringt, dann läßt verbotener Sex sie um so mehr verstummen.

Es fällt Ehefrauen schwer, über ihren Ehebruch zu sprechen :  

Wie können sie wie „Frauen“ klingen, wenn sie damit nicht nur das Schweigen über ihre eigene Sexualität und ihre Begierden brechen, sondern auch noch das heiligste Ehegebot ? Ehebruch ist verboten - er ist unaussprechlich <>“ein Verbrechen, anders als beispielsweise Mord, den man zwar als größere Gefahr für Person, Besitz und Gesetz ansehen kann, der aber in der Gesellschaft niemals unaussprechbar war...“<>

Beunruhigend ist die Neigung mancher Frauen, zu glauben, was man ihnen gesagt hat : daß es Männern im Grunde um Sex geht, Frauen dagegen um Beziehungen.

Ich wollte alle beide.

 

Sie wußte, daß ihre neuerdings auftretende zwanghafte Beschäftigung mit den Motiven ihrer lang zurückliegenden Heirat gefährlich deplaziert war.

Als ob das erfolgreiche Herauspräparieren des damaligen Motive ihr einen Anhaltspunkt für den grundlegenden Fehler in ihrem Denken liefern würde, der die eine erstaunliche Tatsache in ihrem Leben erklären könnte, für die sie keine Erklärung hatte : ihr Verhältnis.

Was sie besonders verstörte, war, daß sie so leicht war, diese Sache mit der Untreue.

Es ist eine Mischung aus Anfälligkeit und Absicht und Unzufriedenheit, aus Planung und Lust und Bedürfnis, all dies und noch mehr, die aus einem Bekannten einen Geliebten macht.

Sie konnte nicht genau identifizieren, was die Ursachen ihrer Unzufriedenheit war.

Warum, wenn sie angeblich mit (...) so glücklich und in ihrer Ehe so zufrieden war, warum schlief sie dann mit ihm?

Sie waren beide hingerissen voneinander.

Ich kann mir nicht erklären, wie ich meine Überzeugung in Bezug auf Monogamie über Bord werfen und diese Nimm-dir-was-du-brauchst-Einstellung zum Sex annehmen konnte, aber so war es. Meine Überzeugungen lösten sich einfach in Nichts auf, und ich machte die schnellste Kehrtwendung, die man sich vorstellen kann.

Ich bin von mir selbst erschrocken, habe mein Denken überprüft, im Sinne von „Also hör mal, das ist nicht dein Stil.“

Ich empfand mehr als die Versuchung, mit ihm zu schlafen, ich war entschlossen dazu, als ob ich etwas gefunden hätte, das ich einfach haben mußte, und die Welt zusammenbräche, wenn ich es nicht bekäme. Ich empfand eine richtige Gier, ein irres Verlangen.

Alles in mir sagte carpe diem !, laß dir diese Gelegenheit nicht entgehen, und erstickte das schwache, kleine „Tu es nicht, weil du eine verheiratete Frau bist“, das mir plötzlich etwa so zwingend vorkam wie meine Iß-keinen-Zucker-Vorsätze.

Es war nicht, als habe die Moral aufgehört zu existieren; es war, als habe sich mir eine höhere Moral, deren ich mir bisher noch nicht bewußt gewesen war, endlich gezeigt.

Es ist richtig.

Ich wollte mich darauf einlassen und mich um den Rest später kümmern.

Sie hatte mehrere sexuelle Beziehungen gehabt, bevor sie ... heiratete; von diesem Zeitpunkt an habe sie die Möglichkeit, mit anderen Männern zu schlafen, quasi „vergessen“ - ein Faktum, das, wie sie meint, weniger auf sexuelle Befriedigung zurückzuführen sei als darauf, daß sie „weg vom Fenster“ war. In den neun Jahren ihrer Ehe hatte sie das Gefühl, ihre Sexualität sei ausschließlich für die Ehe reserviert.

Ihre erste Nacht mit (dem Liebhaber) war weniger befriedigend als viel mehr intensiv.

Sie mochte ihn, mochte seinen Körper, wie er mit ihr umging, es gefiel ihr, wie er sie akzeptierte.

 

Es war ihnen beiden klar, daß dies eine Affäre war, die keine Zukunft hatte.  

Deshalb genossen sie den Augenblick, Orgasmus oder nicht. Ihre Beziehung war äußerst nahe; sie spürte sein Interesse an ihr, sein Begehren, und sie spielten miteinander, spielte, wie sie und ihr Mann es Jahre zuvor getan haben.

Wir spielten. Sex ist, glaube ich, nur eine Art, wie Erwachsene spielen.

...( der Liebhaber) wurde der vertraute Freund, den sie nach ihrem Empfinden seit ihrer Heirat nicht mehr gehabt hatte.

Was mag ...( der Ehemann.) an ihnen ?

Ich glaube, es gefällt ihm, daß ich ein guter Kumpel bin. Nicht zu neurotisch. Nicht zu schwierig im Umgang. Er hat mal gesagt, „Du bist nicht wie die meisten Frauen“, und meinte das als Kompliment.

Was er meint, ist vermutlich, daß man relativ leicht mit mir auskommen kann. Nicht zickig. Nicht klammernd. Unabhängig.

Unsere Beziehung zueinander ist solide. Ein bißchen langweilig; wie in Stein gehauen, irgendwie. Wir sind ein ideales Paar, behaupten unsere Freunde. Wir streiten nicht viel, wir quälen einander nicht. Ein bißchen von der lauwarmen Sorte, aber irgendwie sind wir stolz darauf; wir haben immer gefunden, das sei gut für eine Ehe. Nicht zuviel Intensität.  

Ich weiß, um meine Affäre wirklich zu erklären, um sie zu rechtfertigen, wäre es verständlicher, wenn ich ...( den Ehemann ) irgendwie als schlecht hinstellen könnte, so wie Männer immer behaupten, sie schliefen mit anderen Frauen, weil ihre Frau sie nicht versteht. Aber ... ( der Ehemann ) ist in Ordnung. Er versteht mich im Grunde nicht, ja, aber ich glaube, das ist nicht das Entscheidende. <> Ich bin an ihn gewöhnt. Er ist ein bißchen konservativer als ich, auch häuslicher.<> Er ist ein sehr guter Mensch. Er rührt mich, mit seiner geraden Art. Er ist sehr anständig, sehr gut. <> Ich kann mir nicht einmal vorstellen, daß ... ( der Ehemann ) ein Verhältnis hat - ist das nicht sonderbar ? Ich kann es wirklich nicht.

 

Und ich möchte mit ihm verheiratet bleiben. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, nicht mit ihm zusammen zu sein. Ich weiß, daß mir ...( der Liebhaber ) viel bedeutet, aber das heißt nicht, daß ich meine Ehe beenden möchte. Ich weiß, ich klinge schon wie ein Mann, aber meine Ehe ist einfach eine andere Geschichte. ...mein Liebhaber ändert daran nichts.  

Sie kam mir so lebendig vor ( die Sexualität mit dem Liebhaber ) - ich fühlte mich lebendig. Ich liebte es, mit ihm zu spielen - er war so witzig, so zugewandt. Er kannte mich so gut und war so aufmerksam. Statt mich vereinnahmt zu fühlen, begann ich, mich frei zu fühlen, als ob irgendein seltsames, tiefes Bedürfnis, von dem ich nicht einmal gewußt habe, daß es in mir steckte, erfüllt worden sei.

Was mich jetzt manchmal erschreckt, ist nicht etwa, daß ich Angst habe, sondern daß ich überhaupt keine Angst habe.

Vielleicht kann ich es mir leisten, auf ... ( den Liebhaber ) so abzufahren, weil ... ( der Ehemann ) so reserviert ist. Vielleicht tue ich nichts weiter, als die Leerstellen in meinem Leben auszufüllen, verstehen Sie ?

Was mir wirklich am meisten Sorgen macht, ist, daß ich mir nicht vorstellen kann, auf einen der beiden zu verzichten.

Ich habe etwas wiederbekommen, etwas, das ich an mir mochte und verloren hatte. Ich bin glücklich in meiner Ehe, und glücklich in meiner Liaison. Angeblich funktioniert das nicht, und angeblich müßte ich völlig durcheinander sein, aber in Wirklichkeit fühle ich mich besser als je zuvor, obwohl das allen Theorien widerspricht.  

Warum eigentlich nicht ?

Da saß sie nun mit ihrem automatisch einsetzenden Monogamie-Gebot und einem Gefühl, daß sich ihre spontanen sexuellen Regungen „im Innersten“ abschalteten.

Was auch könnte eine Frau, die ihr ganzes Erwachsenenleben lang auf sexuelle Avancen reagiert hat, die sich in ihrem Körper wohl fühlt und die andere sexuelle Beziehungen hatte, die sich im Bezirk ihres eignen Verlangens bestens zurechtfand und seit Jahren damit umging, diese Möglichkeit vergessen lassen ? ( die Möglichkeit des Seitensprungs )

Sie wußte, es war absurd, anzunehmen, daß sich Begehren und Begehrtwerden verflüchtigen, sobald sie einen Ring am Finger trug- und dennoch war genau dies geschehen.

Etwas anderes ist es, wenn man sich unbewußt aus dem Verkehr gezogen hat - seine sexuellen Gefühle unterdrückt, sie nicht ins Bewußtsein dringen läßt, als ob sexuelle Ausschließlichkeit keine Entscheidung wäre, sondern eine unumstößliche Tatsache, eine vom Körper erlassene Verordnung : jetzt fällst du niemandem mehr auf. Jetzt fühlst du nichts mehr.  

Wenn Frauen zu mehr genitaler Lust fähig sind, als sie sie gegenwärtig bekommen, und wenn es ihnen gelingt, diese Lust zu finden, werden sie sehr viel stärker ihren eigenen Willen zeigen und weniger leicht zu unterdrücken sein; und umgekehrt, wenn sie fähig sind, mehr eigenen Willen zu zeigen, als sie es jetzt tun, und es schaffen, Anteil an der Macht zu erringen, die jetzt von Männern monopolisiert ist, werden sie mehr sexuelle Ansprüche geltend machen.  

Ich bin nie sehr angepaßt gewesen, nie sehr wohlanständig.

Viele Frauen verbargen ihre gesamte Sexualgeschichte vor ihren Männern, in der Hoffnung, keine Eifersucht zu wecken, in der Hoffnung, nicht „zu erfahren“ zu erscheinen, wie eine Frau es ausdrückte.  

... ihre Gefühle seien einfach zu ungeordnet, zu dramatisch als das sie mit ihrem Mann darüber reden könnte. Sie würde dann ja „all diese Schmerzen und Freuden und Kompliziertheit“ erklären müssen, „und er würde gewiß nicht verstehen, wer diese Person war, die all das empfand“. Ihr Mann liebe sie, zumindest jene Aspekte von ihr, die sie ihm gezeigt habe.

In ihrem Bestreben, so zu sein, wie andere sie haben wollen, und nicht, wie es ihren Gefühlen am besten entspricht; in ihrer Verwirrung, wie sie die Beziehung zu anderen erhalten, aber gleichzeitig sich selbst treu bleiben könne, neigen Mädchen dazu, sich unterzuordnen, sich zu zensieren, um sich bei den anderen beliebt zu machen - bis sie schließlich ihre Klarheit und ihren Mut verlieren.  

In „Die kleine Meerjungfrau“ bekommen sie eine schreckliche Geschichte vorgesetzt mit eindeutigen Lektionen über die Liebe, von denen eine weniger „bezaubernd“ ist als die andere :  

- um von einem Mann erwählt zu werden, bedarf es einer grundlegenden Verwandlung. Du kannst nicht du selbst sein und geliebt werden.

Ich glaube nicht, daß es mir vor allem darum ging, durch Sex einen bestimmten Mann zu finde, als vielmehr, mich selbst zu finden.

War Monogamie wichtig für Sie als moralisches Ideal, oder verknüpfen Sie sie einfach automatisch mit der Ehe ?

Beides. Ich glaube nicht, daß ich viel darüber nachgedacht habe, ob sie wichtig für mich war, aber sie war es, und sie gehörte irgendwie dazu. Es war irgendwie kein moralisches Ideal. Verheiratet zu sein bedeutet, treu zu sein.  

Mit 22 hat mein sein Leben noch nicht wirklich gelebt.

Ich dachte, daß die Ehe die wirklichste Beziehung meines Lebens sein würde.

 

Die Ehe wurde uns als Wundertüte vorgegaukelt, die wir eines Tages bekommen würden und die all das enthalten würde, was wir benötigten.

Also zunächst einmal bekam ich, was ich wollt. Mein Mann war treu und ist es noch. Ich dagegen bin fast von Anfang an die Wände hochgegangen. Nach einem Jahr Ehe dachte ich : Irgendwas stimmt da nicht. Der Sex ist so ... fad. Wir lachten nicht viel. Wir sind nicht die engsten Freunde. Wo habe ich was falsch gemacht ? Und ich erinnere mich, daß ich dachte, okay, ich werde es einfach durchziehen. Ich sagte mir... so wie man sich bettet... ich bin selber schuld.

 

Und ich fühle mich frustriert und eingesperrt. Ich habe das Gefühl, ich sollte höflich sein und bereit zu geben. Leise in meiner Suche nach Liebe, entsprechend laut, um sie unter Beweis zu stellen. Es ist erstickend.

 

Sie fragte ihre Freundinnen gezielt: Was läuft hier eigentlich ab ?  

Sie war schockiert, als sie entdeckte, daß fast alle ebenso verunsichert waren wie sie, daß sie ihr Sexualleben als genauso schal empfanden wie sie und ebenso zu Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen neigten.

„Du hast, was sich jede Frau wünscht“, sagte diese leise Stimme in ihr. „Was könntest du denn überhaupt noch mehr wollen ?“

Sie spürt, daß ihre eigentlichen Wünsche irrelevant sind, weniger wichtig als das Festhalten an ihrer Ehe und an ihrem Gefühl, eine ordentliche, moralisch einwandfreie und liebevolle Frau zu sein.  

Ereignisse im Bereich von Beziehungen sind höchst relevant für ihre Selbstdefinition und -bewertung. (die der Frauen)

... daß sich Frauen die Schuld an Gefühlen geben, die sie nicht haben dürften.

Folgende Beschwerden quälen verheiratet Frauen unverhältnismäßig oft:

- Unzufriedenheit mit ihrem eigenen Aussehen sowie überwältigende Schuld- und Schamgefühle.

 

... daß alleinstehende Frauen nicht nur mehr Geld verdienen als verheiratete, sondern auch gesünder sind und mit höherer Wahrscheinlichkeit regelmäßig Sex haben.

...daß nur jungen, unverheirateten Frauen gestattet ist, ganz und gar weiblich zu sein... Sobald sie heiraten, sollen sie gefälligst ihre Sexualität dämpfen.  

 

Ich geriet in Panik : wenn ich die Schablone sprenge und ich selbst werde, dann verliere ich die Beziehung.

Wann würde diese Beziehung denn endlich beginnen, so vertraut und entspannt und glücklich zu werden, wie ich es mir vorgestellt hatte, wie sie zu sein versprach, bevor wir heirateten ?

Ich fühlte mich weniger groß, kleiner, eingezwängt. Und ich versuchte ständig, mich zu strecken. Es war ein Krieg, den ich im Grunde in mir austrug, nicht mit meinem Mann. Ich glaube nicht, daß er auch nur im geringsten verstand, was ich empfand, obwohl ich versuchte, ihm mitzuteilen, was mich wütend auf mich machte. Verstehen Sie, er merkte im Grunde keine Veränderung bei mir, war glücklich mit mir. Aber da ich mir wie ein Schatten vorkam, fragte ich mich : Wie kann ich ihm gefallen ? Das war nicht die Frau, die er kennengelernt hatte - warum bemerkte er das nicht ? Wie kann er an diesem Schatten Gefallen finden, wenn ich ihn so hasse ? Warum hilft er mir nicht ?

 

Von einer verheirateten Frau dagegen wird erwartet, daß sie von Natur aus monogam sei, als ließe sich ihre Sexualität leicht auf eine Person fixieren, weil sie ihr nicht wirklich gehöre; als wäre sexuelle Ausschließlichkeit ein biologisch bedingtes Persönlichkeitsmerkmal von Frauen.

Sie hatte das deutliche Gefühl, an ihrer Beziehung zu arbeiten, sei irgendwie sinnlos, und ihr Mann wüßte das.

Wenn wir über uns (als Ehepaar) sprachen, dann war das für ihn nichts anderes als Beziehungsgequatsche, mit dem Unterton: geht das schon wieder los, was gibt’s denn jetzt ! In gewisser Weise hatte er recht. Ich hatte schließlich selbst genug davon, hatte es satt, die Dinge immer bessern zu wollen - als ob die Beziehung ausschließlich meine Sache sei, meine Verantwortung, und ich ihm diese Quälerei antun müsse. Ich war auch nicht mehr scharf darauf, die Dinge zu klären.  

 

Viele Frauen empfinden den drohenden Verlust einer Bindung nicht bloß als den Verlust einer Beziehung, sondern eher wie einen totalen Selbstverlust.

So bedrückend es diese Frauen auch empfanden, in Beziehungen zu verharren, in denen sie ihre Sexualität erstickt hatten, so sehr schreckten sie vor dem Versuch zurück, sich diese neu zu erobern. Sie fürchteten den totalen Verlust der Beziehung und ihres Selbst.  

Wenn eine Beziehung wirklich glücklich ist, meinen viele, würden die Partner nicht zum Ehebruch „getrieben“.

Wir haben festgestellt, daß heterosexuelle Paare, die monogam leben, sexuell weder mehr noch weniger aktiv sind als jene, die sich nicht der Ausschließlichkeit verpflichten.  

Partner leben nicht monogam, weil sie in der Beziehung ausgesprochen unglücklich sind. Es gibt keine Beweise für dies Behauptung... Heteros, die fremdgehen, sind in ihrer Beziehung im Schnitt ebenso glücklich wie monogam Lebende. Aber sie sind nicht ebenso überzeugt, daß ihre Beziehung von Dauer sein wird.  

Jemand, den sie liebt, könnte verletzt werden. Aber was ist dann mit ihr ?  

Mit dem, was für sie gut sein könnte ?  

Nachdem Gefühl des Verlangens jetzt mit Gefühlen der Verantwortung in Widerstreit liegen, untersucht sie die betreffenden Fragen.  

 

Warum riskierst du das alles ?

Weil ich etwas haben muß, das ich hier nicht finde, ein Strauß von Gefühlen, auf die ich verzichtet habe; weil ich stumm und starr geworden bin, weil mein wahres Selbst irgendwo anders lebt, oben in einem Turm. Das ist nicht... (des Ehemanns) Schuld. Wenn ich ihm aber offenbaren würde, wie ich mich fühle, würde er mich nicht verstehen. Er würde mir vielleicht raten, meinen Job zu wechseln, ich sollte mir mehr Bewegung verschaffen, ich sollte mich nach Hilfe umsehen. Vielleicht sollte ich mir wirklich einen anderen Job suchen. Und mehr Bewegung wäre in jedem Fall gut. Aber wer kann mir helfen ? Und wobei soll man mir helfen ? ...( der Ehemann) würde mich sicher fragen, warum ich davon rede, in einem Turm zu leben...

Ihr Mann kann sich auf sie verlassen und respektiert sie, aber er hat keine große Lust, mit ihr zu schlafen.

Diese neue Frau ist weder auf Männer noch auf die Ehe fixiert; sie strebt vielmehr ihre eigene persönliche Entwicklung an. Ihr Ziel ist Selbstentdeckung, Selbstverwirklichung und Selbsterfüllung.

Meine Ehe hat im Grunde nichts mit mir zu tun. Ich habe inzwischen das Gefühl, daß ich diejenige sein muß, die sich um mich kümmert. Ich habe endlich kapiert, daß es niemand anderer tun wird. Wütend bin ich nicht darüber, bloß ein bißchen... überrascht. Es ist eben einfach eine Tatsache. Mein Mann läuft nicht herum und macht sich Sorgen um meine Entwicklung. Wenn es mir also wichtig ist, dann muß ich selbst etwas dafür tun, sonst passiert einfach nichts. Sonst werde ich zu eine dieser Frauen, die ich hasse, die einem die Ohren volllabern, daß sie die besten Jahre ihres Lebens an Ehemänner verschwendet haben, die längst gleichgültig geworden sind oder sich von ihnen scheiden ließen, und an Kinder, die nicht wirklich zu schätzen wissen, was sie alles für sie getan haben.

 

Ich möchte nicht wie ein Selbsthilfebuch klingen, aber ich achte ganz bewußt darauf, meine Meinung zu sagen und ich selbst zu sein, denn wenn ich es nicht tue, wird es niemand tun. Vermutlich kann und sollte es auch niemand anderer tun. Aber es ist schon schwierig, das Pro und Kontra meiner eigene Bedürfnisse nach Abhängigkeit und Unabhängigkeit abzuwägen.  

Und es kam mir so sonderbar vor, daß ich ohne das gelebt hatte, nicht nur ohne guten Sex, sondern auch ohne Zärtlichkeit.

Wie hatte sich die Sinnlichkeit aus meinem Leben davongemacht ?

Mein Leben ist zurückgekehrt. Ich fühlte mich lebendig, und frei und wunderbar. Mein Körper hat sich wieder gut gefühlt, und - ach Gott, das klingt wie in einer Frauenzeitschrift - meine Haut sah wieder gut aus. Ich hatte plötzlich das Gefühl, daß ich in Farbe lebte und nicht in Schwarzweiß.

Jetzt habe ich das Gefühl, in zwei Welten zu leben - in meiner häuslichen Welt und in meiner sexuellen Welt.  

Ich bin glücklich, wenn ich von ...(dem Liebhaber) bekomme, was ich brauche, als wenn ich ..(den Ehemann) zwinge, mir etwas zu geben, was er nicht geben kann.

Meinen sie, daß ihre Ehe auseinandergehen könnte, jetzt da ihre sexuellen Bedürfnisse außerhalb befriedigt werden ?

Nein, ganz im Gegenteil. Ich fühle mich jetzt besser in meiner Ehe als in den letzten zehn Jahren. Meine Ehe soll dauern, weil ich jetzt Sex erlebe, der mich wirklich befriedigt.  

Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, daß es am wichtigsten ist, nicht bloß zu erreichen, daß die Ehe funktioniert, sondern daß mein Leben - das schließt meine Ehe mit ein - für mich befriedigend ist. Meine Prioritäten haben sich umgekehrt. Meine Ehe kann nicht meine oberste Priorität sein; daß muß ich sein.

„Anständig“ bedeutet für eine Frau, die Erwartungen der anderen zu erfüllen, „unanständig“ bedeutet dagegen, die eigenen Erwartungen zu erfüllen - besonders die sexuellen.

...(dem Liebhaber) fühle ich mich sehr nah, wir haben eine erstaunliche Nähe und gegenseitiges Verständnis; überwiegend sexuell, das ist ja die Grundlage dieser Beziehung, aber unser Sex ist intimer Sex, mit Spaß und Nähe und Wärme, kein gleichgültiger Sex. Nicht bloß Sex. Und das genügt mir. Ich brauche ihn nicht zu besitzen, ihn als nächsten Schritt zu heiraten. Ich bin wieder zu mir selbst gekommen. Das ist es, was ich eigentlich wollte. Und ich bin glücklich damit, so wie es ist. Ich glaube nicht an ewiges Glück, nicht mit einer Person...

 

Sie ist es, die entscheidet, ob diese Beziehung Wirklichkeit wird, wo, wann, wie oft, und was genau ihr Part darin sein wird. Sie braucht keinen Mann zu erobern, weil sie bereits einen hat; sie braucht nicht die Zukunft zu planen, die bereits mit jemand anderem geplant ist; sie braucht sich weder Sorgen zu machen, ob die Beziehung enden wird, noch ob all ihre Bedürfnisse erfüllt werden. Sie hat ihr Leben, und diese Freundschaft wird von Tag zu Tag gelebt werden. Ihr einziges Ziel ist beidseitiger Lustgewinn, ohne den sie (... die Affäre) keinen Existenzgrund hat.

 

Ich glaube, ich habe nie mit jemandem über meine sexuellen Erlebnisse oder Gefühle gesprochen. Ich besitze kein Vokabular dafür. In der Analyse, die ich gerade mache, wo ich ständig über meine Phantasien und Gefühle reden soll, ist es wie... ein großes Loch. Auch in der Zwiesprache mit mir habe ich dafür keine Worte. Irgendwie kann ich meine Erfahrung von Sexualität nicht objektivieren.

Ich habe keine Begriffe für meine Gefühle.  

Jede Zuhörerin, fürchteten sie, würde ihren Standpunkt ablehnen, sie nötigen, ihre Beziehung in einem negativen Licht zu sehen, würde sich auf die Seite der Tradition stellen.

Diese Beziehungen, diese Männer, diese Gefühle waren ausdrücklich und entschieden tabu. Und so wurde erneut klar, daß Ehebruch gleichsam unaussprechlich ist.

Mein (Ehe-) Mann ist einfach nicht bereit mich zu verführen. Wenn ich von etwas in Anspruch genommen bin, dann versucht er nicht, mein Interesse zu wecken, wenn ich nicht in der Stimmung bin, dann versucht er nicht, mich in Stimmung zu bringen. Und das ist so traurig, denn es gefällt mir ungeheuer, wenn sich ein Mann diese Mühe macht.  

Ich fühle mich immer als die Böse, weil es so arrangiert ist, daß ich diejenige bin, die entscheidet, ob wir heute abend miteinander schlafen, weil es mir am schwersten fällt, in diese Stimmung zu kommen.  

 

Mein Leben ist aus dem Fugen, aber innerlich bin ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Fels.

 

Vielmehr hat alles, von seiner Haut bis zu seinem Duft, von seinem Interesse an mir bis zu seiner Lockerheit, mein Zusammensein mit ihm zu der richtigen Entscheidung gemacht, die ich je im Leben getroffen habe. Und dieses Gefühl habe ich immer noch. Was auch immer geschehen wird, ich habe etwas gefunden, so gut, wie ich es nicht für möglich gehalten hatte.

 

Bin ich verliebt ? Nein. Ich bin versext.

 

Er (der Ehemann) was ein bedächtiger und wählerischer Mann, dazu anständig....

Daß es ihm schwerfiel, seine Gefühle auszudrücken, schien ihr nun einmal typisch männlich.

 

Aber wer weiß schon immer, wohin es mit seinem Leben gehen soll ?

Bei (... dem Liebhaber) wußte ich die ganze Zeit, daß wir nicht zusammenbleiben würden - ich war sicher nicht auf der Suche nach einer dauerhaften Beziehung ! - aber es gab Dinge, die ich sehr an ihm mochte. Er ist ein ehrgeiziger, aktiver Mensch, immer bereit zu lächeln.

Daß ich Sex von einem Menschen bekam, der mir ein positives Gefühl von mir selbst vermittelte, zu einem Zeitpunkt, wo ich deprimiert war. Jemand, der mich zauberhaft fand und der ungefährlich erschien, denn ich wollte ja Gesellschaft, nicht Liebe.

 

Er (der Ehemann) kann Dinge übergehen. ... er kann gut damit leben, sich nicht zu konfrontieren. Ich kann das nicht.

Ich wollte, daß er begreift, daß es da ein echtes Problem gibt oder vielmehr Probleme. Und daß es ernst ist und daß ich daran arbeiten wollte. Wir mußten daran arbeiten.

Ich habe den Eindruck, daß wir immer noch von dem Glauben durchdrungen sind, eine gute Ehe sei automatisch monogam und außerehelicher Sex müsse deshalb bedeuten, daß an der Ehe irgend etwas faul ist.

Man stirbt nicht von Seitensprüngen, man entwickelt sich durch sie.

Und sie verletzen andere Menschen nicht unwiderruflich. So ist das Leben.

Ein Seitensprung ist nichts Böses. Es ist kein Betrug an (... Ehemann), was ich getan habe; es ist in keiner Weise eine Abwertung seiner Person. Diese Vorstellung, daß man, wenn man etwas tut, was unrecht ist - wie Ehebruch-, zwangsläufig seine Ehe oder gar sein Leben ruiniert oder seinen Partner umbringt - ich kann das nicht hören. Das ist eine Sonntagsschulidee. Sie paßt nicht zu meinem Bewußtsein.

Da ist so viel an ihm, was ich mag und auch brauche. Er ist so gütig. Aber das sind Äpfel, und emotionale Nähe, sexuelle Intimität, das sind Orangen.

Man hat uns beigebracht, daß lebenslange sexuelle Ausschließlichkeit völlig natürlich sei. ... Hören Sie, es ist nicht natürlich, ein halbes Jahrhundert nur mit einem Menschen zu schlafen.

Ist die Ehe eine so rigide Beziehung, daß es nur diese Alternative gibt: lebenslange Treue oder Auseinandergehen ?


Denn Amandas (die Ehefrau) Zuneigung zu Daniel (dem Ehemann) entspricht nicht der üblichen Definition weiblicher Zuneigung. Wären ihr Daniel und seine Gefühle wirklich wichtig, so nehmen wir an, dann hätte sie diesen Seitensprung nie gemacht.

Wäre ihre Ehrlichkeit bezüglich ihres Verhaltens von Reue begleitet gewesen, oder wäre sie, entschlossen, sich zu ändern, zu Daniel zurückzukehren und hätte ihn um Verzeihung gebeten - hätte es ihr leid getan -, dann wäre es leichter, mit ihr zu sympathisieren. Wäre sie weniger selbstgerecht, dann würde es uns leichter fallen, sie zu mögen.  

Aber Amanda wurde nicht bestraft, sie hat ihren Seitensprung nicht bedauert, und sie ist nicht bereit, sich zu ändern.

 

Manche finden, nicht der Seitensprung als solcher sei es, der einer Ehe schadet - er könnte sie sogar retten oder zumindest vorübergehend stabilisieren -, destruktiv sei das Eingeständnis. Sie meinen, das Geständnis katapultiere den „betrogenen“ Partner in archaische Gefühle der Rivalität, des Ausgeschlossenseins und der Verlassenheit. Diese Leute könnten Amanda ihre Affäre zwar nachsehen, aber sie wären empört über ihre Offenheit.

Aus Untersuchungen geht denn auch hervor, daß die Ehen stärker in Mitleidenschaft gezogen werden, in denen die Frau ihrem Mann einen Seitensprung gestand, als die, in denen der Mann seiner Frau ein gleiches Geständnis machte.

 

Wir haben „Vertrautheit“ insofern neu definiert, als sie nunmehr bedeutet, mit unserem Partner alles zu teilen, was wir tun und fühlen, so daß die „Mitteilung“ in den Status der „Wahrhaftigkeit“ erhoben wurde, während „Diskretion“ inzwischen etwas leicht Anrüchiges hat, was dem „Betrug“ nahe kommt.

 

Der Begriff der Ehrlichkeit artet in Rigorismus aus: man muß alles mitteilen.

Ist das wirklich mit „ehrlich“ gemeint ? Oder bedeutet es, daß man etwas mitteilt, wenn man danach gefragt wird ? Läßt es Raum, seine Worte abzuwägen ? Einen Unterschied zwischen Ehrlichkeit und Grausamkeit zu machen ?

Unsere Kultur übermittelt Frauen eine doppelte Botschaft. Eine Frau, die ein Verhältnis hat, wird gleichzeitig mit zwei entgegengesetzten Werten konfrontiert: mit dem moralischen Imperativ, dem Partner die Wahrheit zu sagen - „in der Beziehung ehrlich zu sein“ - , und mit dem moralischen Imperativ, andere nicht zu verletzen bzw. „die Verantwortung dafür selbst zu tragen.“

Frauen wird (im Gegensatz zu Männer in dieser Situation) schneller vorgeworfen, unehrlich, heimlichtuerisch, manipulativ und verlogen zu sein, und sie werden prompter beschuldigt, anderen weh zu tun.

Der häufigste von den Frauen genannte Grund, warum sie ihre Partner nicht aufklären, war, „um ihn nicht zu verletzen,... um das Gesicht des Mannes zu wahren.“

Margret Atwood brachte es auf den Punkt, als sie Frauen fragte, was sie vom anderen Geschlecht am meisten fürchteten, und die Antwort erhielt : daß ein Mann sie umbringt. Männer antworteten auf die gleiche Frage : daß eine Frau sie auslacht.

 

Ich war der Meinung, ich sollte mich so verhalten, wie es am besten für mich ist.

„Ich habe etwas gefunden, was mich sehr glücklich macht, und ich werde nichts daran ändern, auch wenn es dir nicht gefällt.“ Wenn ein Geständnis überhaupt in Frage kommt, dann doch, weil man das Gefühl hat, irgend etwas müsse geschehen, irgendeine Veränderung des Status quo, und dann muß man auch wirklich bereit sein, seine Affäre zu beenden - oder seine Ehe. Man wird keine Erlaubnis bekommen, beides zu behalten, soviel ist sicher.

Die Tugendhaftigkeit hinter sich lassen.

„Sie schildern ihn( ihren Ehemann) als schuldlos.“

„Nein, das ist er nicht, weil er so ...passiv ist. Ich konnte diese Abgeschlossenheit nicht länger ertragen, das Gefühl, allein das Leben in der Beziehung zu sein und es ihm buchstäblich einflößen zu müssen. Aber es ist schwierig, ihn dafür zu kritisieren, daß er so ist, weil er auch so freundlich ist.“

Ich habe es satt, darüber zu reden. Ich habe es satt, ihm zu erklären, was mit ihm und mir los ist. Ich habe es satt, zu versuchen, daß es sexuell klappt. Ich möchte auf einen Mann zugehen, und ich möchte, daß dieser Mann weiß, was er zu tun hat, damit ich mich gut fühle.

Im Umgang mit dem Nachspiel einer Affäre müssen sie sich vielmehr auf ihre eigene innere Stimme verlassen. Ich glaube, daß die leidenschaftliche Frau, die die Grenzen der Tugendhaftigkeit, wenn auch für noch so kurze Zeit, überschreitet, heute immer noch diffamiert wird.

Vergessen Sie nicht die Gesellschaft, in der wir leben - daß man Sie als Ehebrecherin, als besudelt ansieht.

Ich gelange in diese absolute physische Sphäre, die so tief ist, daß ich dort meinen Verstand verliere, ihn loslasse und mein ganzer Körper von Gefühlen widerhallt. Das hat etwas Verzweifeltes, Pulsierendes. Ich empfinde diese tiefe Wollust, das Blut strömt durch die Adern, mir scheinen sich die Nackenhaare zu sträuben, es ist so berauschend, und ich empfinde einfach Wollust...

(Die Frauen, die mir von ihren Affären erzählten, sprachen darüber, ) um mir von ihrer Verwandlung zu erzählen, von der Neustrukturierung ihrer Gedanken und Gefühle und vom Wiederfinden einer seit langem vermißten Lebendigkeit.

Ein Neubeginn, kein Ende

Nachdem sie ihre Ehe aufs Spiel gesetzt hatten, um ihre Vitalität wiederzufinden, gelang es vielen Frauen, diese zurückgewonnene Lebendigkeit nach Hause mitzubringen.

Wo bin ich mein ganzes Leben lang gewesen ?

Ich hatte geahnt, daß es genauso enden würde, daß unsere Affäre sich nicht einfach totlaufen würde. Wir würden einander nicht satt bekommen. Sie würde explodieren. Und ich wußte, daß sie soeben explodiert war.

(Liebhaber ist in diesem Beispiel nicht verheiratet und hat diese Art der Beziehung satt.)

 

Das einzige, was Anne in meiner Geschichte geopfert hat, ist ihr Anspruch auf Tugendhaftigkeit. Sie ist für alle Zeiten aus dem Rennen, um den Titel der vorbildlichen Ehefrau, ausgeschieden.

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